Spinnen und Weben
Bügelschere aus Eisen
Bügelschere aus Eisen
Spinnwirtel und Webgewichte

Es ist davon auszugehen, dass in nahezu allen der bisher ausgegrabenen Grubenhäusern am Petersteich Textilherstellung und -verarbeitung stattgefunden hat. Neben einer hohen Anzahl an Webgewichten und Spinnwirteln fanden sich eine gut erhaltene Bügelschere aus Eisen, eine Miniaturschere, Knochennadeln zum Nadelbinden sowie zwei Nadelbüchsen aus röhrenförmigen Schwanenknochen.

Welchen Anteil die textilen Arbeiten an der Gesamtarbeitsleistung der Siedlung hatten, lässt sich nicht sicher sagen. An einem Grubenhaus (Nr. 20), das in das 10. Jahrhundert gehört, ist die Funktion eines Webhauses besonders gut ablesbar. Drei vollständige, ringförmige Webgewichte aus ungebranntem Ton sowie 54 Bruchstücke fanden die Ausgräber auf dem Fußboden des Hauses. Von dem hölzernen Gestell des senkrechten Gewichtswebstuhles konnten keine Standspuren nachgewiesen werden. Wahrscheinlich ist er immer wieder versetzt und einfach an die Balken des Hauses angelehnt worden.

Webbrettchen
Webbrettchen
Gewebte Borten für den Adel

Im Haus mit der Nummer 247 konnte 2008 ein weiteres Detail des vielfältigen mittelalterlichen Textilhandwerkes beobachtet werden. Im Fußboden und bis in den hellen Sand des Untergrundes reichend, fanden die Archäologen zahlreiche Spuren von angespitzten Staken von wenigen Zentimetern Durchmesser, die sich regellos verteilten und offensichtlich von immer wieder versetzten Pflöcken stammen. Solche Spuren waren auch schon in anderen mittelalterlichen Siedlungen beobachtet worden, und zwar meist an herausragenden Plätzen wie Pfalzen oder Königshöfen, so z. B. in der Pfalz Tilleda am Kyffhäuser.
Einige Fachleute interpretieren sie als Spuren der sogenannten Brettchenweberei, eine Webtechnik für Bänder und Borten. Dabei werden die Webenden der Bänder an festen Punkten, z. B. Pflöcken, befestigt. Wurde ein neues Band angefangen, wurden die Pflöcke neu gesetzt. Genau dadurch könnten die Stakenspuren in unserem Haus entstanden sein.
Zwei Jahre später wurde in einem anderen Grubenhaus tatsächlich das Bruchstück eines Webbrettchens gefunden. Es handelt sich um ein flaches, mit Rillen verziertes Knochenplättchen von 2,3 cm Kantenlänge.

Literatur und Quellen
  • Ausstellungstafel "Spinnen, Weben, Schneidern" (pdf, 500 kB)
  • Fenster in die Archäologie
    Monika Bernatzy
    Appelhans Verlag Braunschweig; 2013; ISBN 3-941737-89-1
  • Die mittelalterliche Siedlung am Petersteich bei Süpplingburg
    Monika Bernatzky und Birthe Lehnberg
    Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 78, 2009, 149-173

nach oben