- Schmiedesse
Im Grubenhaus 117 befand sich in der nordöstlichen Ecke ein Feuerungsbereich, der über die Hausgrube hinaus ragte. Starke Holzkohlekonzentrationen, verziegelte Lehmplatten und rot verfärbter Kies im benachbarten anstehenden Boden zeugen von großer Hitze und wiederholten Feuerungen. In der Verfüllung der Hausgrube fanden sich Platten aus verziegeltem Lehm sowie Steinanhäufungen. Sie sind vermutlich Überreste des Kamins einer Esse, der aus Feldsteinen und Lehm aufgebaut war.
Ein großer Findling mit zahlreichen Klopfspuren, der sich unmittelbar vor dem Feuerungsbereich befand, könnte als Amboss gedient haben. Funde von Eisenschlacken und Tiegelfragmente sowie die typischen Eisenkügelchen, die als sogenannter Hammerschlag beim Schmieden des glühenden Eisens entstehen, unterstützen die Annahme, dass es sich bei Haus 117 um eine Schmiede handelt.
In der Süd-Ost Ecke lag eine zweite, grubenartige Feuerstelle, die mit großen Steinen umstellt und von einer stark holzkohlehaltigen Nutzungsschicht umgeben war. Sie diente vermutlich als Nebenesse.
- 1 Reitersporen, 2 Pfeilspitze
Ungewöhnlich sind auch die Fundstücke aus diesem Haus. Das Bruchstück eines eisernen Reitersporns ist augenscheinlich ein Halbfabrikat und dürfte in der Schmiede gefertigt worden sein. Dies gilt auch für eine Pfeilspitze und mehrere Messerklingen.
Gefunden wurde weiterhin eine einfache Knochenflöte, die als Lockflöte bei der Vogeljagd
gedient haben könnte. Diese, der Reitersporn und die Pfeilspitze sind keine Gegenstände,
welche die einfachen Leute mit sich führen durften, sondern gehörten zur Ausrüstung
berittener Adeliger. Sicher hat der Schmied aus Haus 117 für den herrschaftlichen Bedarf
gearbeitet.
Hauptsächlich dürfte aber die Herstellung von Werkzeug und Gerät für die
einfachen Bewohner sein Geschäft gewesen sein.
- Ausstellungstafel "Eisen schmieden" (pdf, 850 kB)
- Fenster in die Archäologie
Monika Bernatzy
Appelhans Verlag Braunschweig; 2013; ISBN 3-941737-89-1